Fordere den Feind
ungestüm herraus

"Erlaube dir niemals zu denken:
Ich könnte verlieren, wenn ich den Feind sofort stelle -
stattdessen wähle ich lieber eine Verzögerungstaktik"

Wenn man ein angesehener Krieger oder gar Feldherr des mittelalterlichen Japans ist,
dann galt nichts mehr für den Machterhalt, als die eigene Reputation als knallharter Banger.

Kommt es also Situationen, in denen sich auch nur kleinste Abweichungen davon abzeichnen,
galt es mit strikter Brutalität durchzugreifen, um den Status wieder herzustellen.

Verzichtet ein Herr oder Krieger darauf, egal aus welchen Gründen, so sinkt sein Ansehen.
Frei nach dem Motto “Mit dem kann man es ja machen” – und das konnte schlussendlich lebensgefährlich werden.

Der Grund-Kontext ist klar definiert: Schieb keinen “Feind” = Problem auf die lange Bank,
du verlierst sonst die wichtigen Grundgedanken zur Lösung
und schlussendlich vielleicht komplett die Motivation, das Problem zu lösen. 

Für mich persönlich hat diese Lektion den tiefsten Interpretationsspielraum,
welchen ich versuchen werde, kurz zu auf den Punkt zu bringen…

 

Diese Lektion beinhaltet für mich persöhnlich eine sehr abstrakte Form einer Back Casting Methode:

Die Geschichte um den Knappen, der betrunken randaliert und den Bootsmann (“Türsteher”),
der Ihn umhaut und die “Freunde” die den Betrunkenen beruhigen und gut zureden
hat mich an typisches, pubertäres “Disko Drama” erinnert.

All dies ist so überflüssig, und rückblickend zum fremdschämen peinlich.
Mir fiel es immer schwer, solchen Leuten am nächsten Tag Respekt zu geben –
bis ich selbst mal der betrunkene Knappe war, der niedergestreckt und beruhigt wurde.

Aus Eigenscham übertrug ich die gesamte Geschichte auf mein “geistiges Innenleben”.
Der Herr soll, wenn er kein Feigling ist, einfach alle Involvierten töten.
Radikal einfach – aber natürlich keine realistische Option.

Wie also diese Lektion gewaltfrei umsetzen?

Stellen Sie sich vor, in Ihrem Kopf sitzt “der Herr” auf seinem Thron.
Dieser Herr sind Sie selbst in der besten Version Ihrer selbst.

Nun ist der Hofstaat lustig beieinander, manch Gedanke treibt in eine ungünstige Richtung.
Es ist nun an der Zeit “des Herrn” aufzustehen, um diese Gedanken
mit einem gigantischen Schwert sofort zu zerschlagen, bevor Unheil entsteht.

So muss werder der “externe” Bootsmann noch
andere “Knappen” (bereuhende Gedanken) agieren.

Die finale Frage ist: Sind Sie ein Feigling, oder der Herr, der hart durchgreift?

Ohne Hagakure wäre der Ratschlag in etwa so:
Haben Sie einen dummen Gedanken, hören Sie auf Ihre Vernunft.

Kommt die Vernunft zu spät oder erst danach,
prägen Sie sich die Situation und deren Umstände bestens ein.

Vielleicht gab es (auch) Einflussfaktoren jenseits des eigentlichen Problems,
welche zu dessen Entstehung beigetragen haben (Alkohol zum Beispiel).

Ihr “innerer Herr” muss wie ein Anti-Virus Programm dafür sorgen,
dass das System fehlerfrei läuft.

Dabei gilt: Lieber ein radikaler Schnitt als langsames vor sich Herschieben
eines Problems und dessen Ursachen.

"Wenn du überlegst, etwas wegzuwerfen...
Wirf es weg!"

Gerlinde Mayer